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Agiles Cloud-Kostenmanagement mit dem FinOps-Konzept

Cloud-Kostenmanagement

Agile IT-Entwicklung und Finanz-Teams müssen neu zueinander finden. Cloud und DevOps zerschlagen das herkömmliche statische Beschaffungs- und Finanzmanagement-Modell. Statt Cloud-Kosten in Monaten oder Jahren zu analysieren, gilt es heute, den Zeitrahmen auf Tage oder sogar Stunden zu verkürzen – mit einem tiefen Verständnis dafür, wie Cloud-Technologie die Wertschöpfung und das Geschäftsergebnis beeinflusst. Der FinOps-Ansatz bietet dafür Wege.


Für die agile Produktentwicklung gehen IT-Teams mit Cloud-Ressourcen direkt finanzielle Verpflichtungen ein, die sich auf das Geschäftsergebnis von Unternehmen auswirken – eine Blackbox für Finanz-Teams und die Unternehmensführung. Denn ihnen fehlen die Einblicke, um mit der Geschwindigkeit und Granularität der Cloud-Ausgaben Schritt halten zu können – allein Amazon Web Services (AWS) hat 300.000 verschiedene Produktcodes, sogenannte SKUs. Die Aufgabe ist klar: IT- und Finanz-Teams müssen besser zusammenarbeiten, unter Berücksichtigung der Prioritäten aus dem Management.

Cloud-Innovationen wirtschaftlich vorantreiben

Die Antwort darauf ist FinOps: Der Ansatz bietet Best Practices, Prozesse und eine neue Kultur, die Finanzabteilung, Technologie-Teams und Unternehmensführung vereint mit dem Fokus, die Chancen der Cloud zu mehr Agilität, besserer Qualität der IT Services und letztlich mehr Umsatz im Business voll auszuschöpfen.

Als kontinuierlicher Weg ist es das Ziel von FinOps, Cloud-Infrastrukturen im Hinblick auf Kosten, Geschwindigkeit und Qualität in der Gesamtsicht auszubalancieren und Innovationen wirtschaftlich erfolgreich voranzutreiben. Funktionsübergreifend aufgestellt unterstützt ein FinOps-Team die Umsetzung der Cloud-Strategie, berät die Teams zur Cloud-Nutzung und begleitet das Unternehmen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Cloud-Transformation.

FinOps für optimierte Cloud-Beschaffung

FinOps hilft funktionalen Teams, gemeinsam die richtigen Entscheidungen zu den notwendigen Kompromissen in der Cloud-Beschaffung zu treffen. Dabei legt das Management die Ziele und Prioritäten sowie den Investitionsrahmen fest. Dies erfordert allerdings Verständnis dafür, welche Handlungsspielräume den Finanz- und IT-Engineering-Abteilungen überhaupt zur Verfügung stehen.

Für die IT gilt es, die finanziellen Auswirkungen technologischer Entscheidungen zu erkennen und Kosten als Effizienzmetrik zu betrachten, die bei Produktentwicklungen und der Bereitstellung der Infrastruktur berücksichtigt werden muss.

Die Finanzabteilung profitiert mit FinOps von der Zusammenarbeit mit Experten der IT-Abteilung, um historische Abrechnungsdaten zu verstehen und genauere Kostenmodelle sowie Prognosen erstellen zu können. Die Technik steuert dabei wichtiges Wissen bei – beispielsweise zu geplanten Cloud-Migrationen oder Wachstumstrends bei der Cloud-Nutzung. So unterstützt das gebündelte Fachwissen der FinOps-Teams den Einkauf bei Verhandlungen der Tarife mit Cloud-Service-Anbietern.

Zudem vereinfacht es die übergreifende Zusammenarbeit, Ausgaben einzuordnen: Bessere Cloud-Services, intensivere Cloud-Nutzung oder mehr Transaktionen, die über die Cloud abgewickelt werden, können erhöhte Ausgaben zur Folge haben. Wenn zeitgleich dadurch die Umsätze gesteigert werden konnten und die Stück-Kosten, das heißt zum Beispiel die Cloud-Kosten pro Transaktion, niedriger geworden sind, ist dies positiv zu bewerten. FinOps bietet die nötigen Tools, um Investitionen und Kosten im Geschäftskontext und als KPIs zu betrachten.

Für agile Entwicklungsprozesse werden daraus für jeden Produktverantwortlichen dezentral die Daten abgeleitet, die eine Echtzeit-Kontrolle über die Cloud-Ausgaben und ganzheitliche Beschaffungsentscheidungen ermöglichen. Ganzheitlich heißt, dass die drei Achsen Geschwindigkeit, Kosten und Qualität gleichermaßen im Fokus für die Geschäftsergebnisse des Gesamtunternehmens stehen – und nicht nur die Einsparungen:

• Geschwindigkeit – Optimierung für Geschwindigkeit statt Kosten – etwa für eine verkürzte Markteinführungszeit von Innovationen oder höheren Mehrwert durch beschleunigte Services.

• Qualität – Optimierung für Qualität statt Kosten – etwa um die Leistungsfähigkeit einer Plattform durch mehr Instanzen im Analyse-Cluster zu verbessern.

• Kosten – Optimierung für Kosten statt Geschwindigkeit – etwa die Umstellung von nicht-zeitkritischen Diensten auf günstigere Instanzen, um Margen zu verbessern.

Wertschöpfung der Cloud kontinuierlich verbessern

Um die beiden relevanten Hebel – Kostenvermeidung und Kostenoptimierung – ausreizen zu können, müssen über geeignete Plattformen die nötigen Daten für Metriken und Zielsetzungen erfasst und analysiert werden und – das ist wesentlich – Ziele gesetzt werden. FinOps bietet dazu die Best Practices und Prozesse, um über eine kontinuierliche Verbesserung und Nachverfolgung die gesteckten Ziele letztlich auch zu erreichen. Dabei gilt:

• Kostenverständnis der Nutzung – jeder Cloud-Dienst verwendet unterschiedliche Metriken dazu, wie die Nutzung gemessen wird. Um Cloud-Rechnungen zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie Anbieter die Kosten für jeden einzelnen Service berechnen.

• Kostenvermeidung – dies betrifft das gesamte FinOps-Team. Die Engineering-Abteilung muss einbezogen werden, da sie die Auswirkungen von Änderungen in Bezug auf Qualität und Innovationsgeschwindigkeit versteht. Das Management muss sicherstellen, dass die Unternehmensziele erreicht werden. Und die Finanzabteilung muss überwachen und vorplanen, wie sich die getroffenen Entscheidungen auf die Kosten auswirken.

• Kostenoptimierung – Entscheidungen dazu können von den Finanzmitgliedern des FinOps-Teams getroffen werden, sobald sie die Entscheidungen zur Kostenvermeidung verstehen, beispielsweise wenn es um Verhandlungen zu Rabatten geht oder darum, Bedingungen für Verbindlichkeiten zu verbessern.

Agiles Cloud-Kostenmanagement in der Praxis

FinOps ist ein Drei-Phasen-Kreislauf, um nach jedem Zyklus ein höheres Erfolgslevel zu erreichen.

• Phase 1 – Informieren: Hier geht es unter anderem darum, Verständnis für Kostentreiber zu schaffen, Ausgaben den Teams und Geschäftsbereichen zuzuordnen, Benchmarks zur Effizienz durchzuführen sowie Showbacks und Chargebacks zu erstellen.

• Phase 2 – Optimieren: Im Fokus stehen die Suche und Messung von Optimierungen, das Festlegen von Zielen und die Identifikation von Nutzungs- und Ausgabenanomalien.

• Phase 3 – Umsetzen: Mit der Definition von Verantwortlichkeiten sowie Prozessen und Governance werden anhand der gesetzten Ziele Maßnahmen umgesetzt.

In diesem sich wiederholenden Zyklus verbessert sich das Verständnis für die Cloud kontinuierlich in finanzieller und technischer Hinsicht auf allen Ebenen, effiziente und agile Entscheidungs- und Reportingprozesse können sich etablieren.

FinOps löst Silodenken auf

Mit FinOps ist es nicht länger so, dass ein isoliertes Beschaffungsteam Kosten ermittelt und abzeichnet. Stattdessen wendet ein funktionsübergreifendes Team eine Reihe von Best Practices für die Beschaffung an, die es ihm ermöglichen, Technologie, Geschäft und Finanzen zusammenzubringen, um die Wertschöpfung durch die Cloud zu optimieren. Jedes operative Team kann nahezu in Echtzeit auf die Daten zugreifen, die sie benötigen, um ihre Ausgaben zu steuern und intelligente Entscheidungen zu treffen, die letztlich zu einem effizienten Cloud-Kostenmanagement führen.